Uganda Adieu, und nun?

Ein persönlicher Rückblick auf seine Zeit in Uganda. Von Joshua Walther.

Nun ist es so weit. Die Heimreise aus Uganda nach Deutschland wurde angetreten und es hat alles, wenn auch teils mit Verzögerung, dank Gottes Hilfe funktioniert.
Vier Wochen Ausland, eine lange Zeit ohne die eigene Familie, aber dennoch ist sie wie Nichts davongeflogen. Jetzt stelle ich mir die Frage: Was ist geblieben?

Dankbarkeit:
Das Erste, was mir in den Sinn kommt, ist das Wort „Dankbarkeit“. Dankbarkeit über das Geschenk der Möglichkeit, die Gott mir gegeben hat. Ich bin dankbar darüber, dass meine Frau mich hat ziehen lassen, sich um die Familie gekümmert und mich gleichzeitig in dem Projekt konstant unterstützt hat. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit meinem Vater zusammen in Uganda verbringen durfte. Auch wenn er und ich in verschiedenen Bereichen im Krankenhaus unterwegs waren, durften wir viel Zeit und vor allem viele „quality time“ miteinander verbringen. Ich bin dankbar für die großartigen katholischen Schwester/Nonnen, die uns wie Familienmitglieder aufgenommen haben und sich um uns gesorgt haben. Für das medizinische Personal, dass mich im Übersetzen und/oder Assistieren unterstützt hat. Ich bin dankbar für all die Menschen – Freunde, Bekannte, Verwandte, Zeitungsleser, Interessenten –, die das Projekt getragen haben. Sei es im Gebet, in tatkräftiger Unterstützung oder finanziell. Ohne euch wäre all dies nicht machbar gewesen. Ohne euch würde ein essenzieller Baustein im Gesundheitsbereich vor Ort in Kyamuhunga, im Comboni Krankenhaus, fehlen. Zuallerletzt bin ich dankbar für die Organisation Humanitäre Hilfe für Uganda Verl e.V., und vor allem für Thomas (Teil des Vorstandes), mit dem ich gemeinsam innerhalb von 2 ½ Monaten das ganze Projekt auf die Beine stellen konnte.

Freude:
Ich durfte viele neue Sachen entdecken, weitergeben und lernen. Ich freue mich, dass die zahnärztliche Einheit installiert wurde und ich die Möglichkeit hatte, das Personal anzulernen. „Kinderkrankheiten“, die mit so einem Aufbau verbunden sind, konnten so zum größten Teil bewältigt werden. Ich konnte Tadeo und Johana (beides ugandische Zahnärzte, die in unserem Projekt mitarbeiten) universitäres Wissen vermitteln, was ichnen so nicht gelehrt wurde. Gleichfalls durfte ich erleben und sehen, dass Zahnmedizin auch anders gehen kann als in Deutschland und man auch alternativ zu ähnlichen Ergebnissen kommen kann. Ich freue mich, dass die Menschen vor Ort in so großen Zahlen gekommen sind um behandelt zu werden. Wir konnten eine Vielzahl an Füllungen machen, konnten über 300 Zähne extrahieren, haben über 400 Patienten gesehen, beraten und teilweise das Gebiss gereinigt. Morgens saßen durchschnittlich 40 Menschen im Wartezelt (im Verlauf des Tages kamen weitere hinzu), die wir im Bereich oraler Gesundheit vor Beginn der Behandlungen unterrichten konnten. Durch die hohe Anzahl an behandlungsinteressierten Menschen mussten wir irgendwann ein Tageslimit einführen, da sonst die Anzahl der Patienten für uns nicht zu bewältigen gewesen wäre. Ich freue mich, dass wir Aufklärungseinsätze in Schulen und auch in Dörfer machen durften bei denen wir über 5500 Menschen – jung und alt – über richtiges Zähneputzen, nötige Utensilien und Zahngesundheit aufklären und unterrichten durften. Ich freue mich über die Dankbarkeit der Patienten die uns entgegengebracht wurde, weil wir uns ihrer Probleme angenommen und qualitative Abhilfe geleistet haben.

Behandlung:
In der Zeit, in der ich zusammen mit dem medizinischen Personal vor Ort das Projekt aufziehen konnte, haben wir kostenfrei behandelt. Nur Kompositfüllungen mussten, wenn vom Patienten unbedingt gewünscht, gegen einen Aufpreis von maximal umgerechnet 12,50€ bezahlt werden. Ab dem 01. April wird das Kostensystem der Behandlungen nun umgestellt, da das Projekt sich langfristig selbst vor Ort tragen soll. D.h. die vom Zahnarzt benötigten Materialien wie: Strom, Wasser, Rücklagen etc. müssen von dem Ertrag bezahlt werden können. Das bedeutet, dass nun eine Findungsphase anfängt, in der gesehen wird, wie viele Patienten weiterhin für welche Behandlungen kommen werden um dann die Preise final zu berechnen. Dies ist notwendig, um die Autonomie des Projektes gewährleisten zu können. Hier werde in der nächsten Zeit Kalkulationen erstellt, sodass die Kosten gedeckt werden können, aber gleichzeitig dem Patienten eine kostengünstige und qualitativ hochwertige Behandlung ermöglicht wird. Es ist überwältigend zu sehen, dass uns ca. 25 000€ an Spenden anvertraut wurden. Davon sind etwa 19.000€ schon verbraucht worden. Der Rest wird für weitere zukünftige zahnmedizinische Produkte verwendet und dient in der Zeit der Findungsphase als Puffer um die Weiterführung des Projektes gewährleisten zu können. Tadeo und Johana werden die zahnmedizinische Arbeit im Wechsel weiterführen mit dem Ziel, dass Tadeo die Arbeit zukünftig allein durchführen kann. Aufklärungseinsätze werden wöchentlich auch weiterhin durchgeführt.

Wunder:
Bei der Einreise (wir waren nun schon über 24h wach) mit den zahnmedizinischen Gepäckstücken gab es Probleme beim ugandischen Zoll. Wir wurden angehalten und uns wurde von einem höheren Mitarbeiter mitgeteilt, dass wir die Dinge nicht einführen können, ohne dass die zuständige zahnmedizinische Behörde diese kontrolliert habe. Kurzfristig sei dies aber nicht möglich und wir müssen unsere Sachen da lassen. Uns kam das alles etwas komisch vor und roch nach „gebt mir etwas unter der Hand und ihr kommt durch“. Da unser Kontakt in Uganda jedoch im Vorfeld mit den notwendigen Behörden am Flughafen gesprochen hatte, sagten wir dem Mitarbeiter um Kontaktaufnahme. Nach langem Diskutieren am Telefon teilte er uns mit, dass er mit dem Chef des Zolls am Flughafen sprechen müsse um eine Entscheidung zu treffen, er aber daran festhalte, dass wir das Material so nicht einführen könnten (auch wenn es nicht für den Verkauf bestimmt sei). Nach längerem Warten holte er uns in einen separaten Gang des Flughafens, wo wir auf eine Antwort warten sollten. Wir schickten stille Gebete gen Himmel. Ich bot ihm an, uns doch im Comboni Krankenhaus zu besuchen und von unserem Service Gebrauch zu machen. Dies lehnte er mit einem Lächeln ab. Die Minuten vergingen und es gab keine Neuigkeiten. In der zwischen Zeit versuchte ich mich in gebrochenem Luganda (der Sprache vor Ort) etwas mit zwei Damen aus seinem Büro zu unterhalten, wobei ich doch teils wieder in Englisch gewechselt bin. Auch hier erzählten wir von der Arbeit und luden sie zu einer Behandlung ein. Als der Chef der zwei Damen wiederkam, unterhielten sich die drei und nach einiger Zeit kam der Herr auf uns zu und sagte leise zu uns, dass er es sich überlegt habe und wir nun doch gehen könnten. Er habe ja die Nummer unseres Kontakts falls weitere Fragen wären und wir würden ja seinen Landsleuten helfen wollen. Somit konnten wir nach ca. 1 ½ h Warten und Beten mit ALL unserem Material von unseren Abholern in Empfang genommen werden.
Der Stuhl steht in dem extra dafür eingerichteten Zimmer und funktioniert. Das ist ein Wunder, denn dass in so kurzer Zeit so ein Raum komplett von Kopf bis Fuß passend für einen Zahnarztstuhl hergerichtete wird, die Einheit funktionsfähig installiert und das nötige Material vorhanden ist, ist nicht selbstverständlich, besonders für ugandische Verhältnisse.

Erlebnis:
Wir hatten die Möglichkeit auch Einsätze in einen der Nationalparks, ca. 80 km von uns entfernt, zu machen. Ich durfte den weißen Land Cruiser von der geteerten Straße auf die teils sehr schlechten Pisten des Parks steuern. Während dessen begegneten wir einigen Elefanten (teilweise nur 3m vom Auto entfernt), Antilopen, Nilpferden, Wasserbüffeln, Affen, vielen verschiedenen Vögeln und Krokodilen. Am Rande des Lake Edward angekommen, hatten wir die Möglichkeit, die Fischer beim Einbringen ihres Fanges zu beobachten und im Anschluss ihnen etwas über orale Gesundheit zu vermitteln. Die Kinder, Frauen und Männer hörten gespannt zu und hatten viele Fragen, die wir beantworten konnten. Noch nie war bei Ihnen ein (angehender) Zahnarzt gewesen, der sich Zeit genommen hatte zum Erklären und zur Beantwortung von Fragen. Und das alles kostenfrei. Die Dankbarkeit vieler kam uns entgegen.

Langfristiges Ziel:
Das Ziel des Projektes ist es, den Menschen vor Ort zukünftig ohne notwendige Hilfe aus dem Ausland zu dienen. Der zahnärztliche Dienst soll primär die präventive Arbeit (Aufklärung-Einstätze in Schulen und Dörfern) sowie die konservierende Arbeit (Füllungen, Wurzelkanalbehandlungen) im Vordergrund haben und sekundär die Extraktion der Zähne (Ultima Ratio). Dies alles soll kostengünstig, qualitativ hochwertig und unter dem Aspekt der Weitergabe der Liebe Jesu erfolgen.

An den Anfängen hast Du dich/ haben Sie sich schon beteiligt!
Vielen Dank für Deine/Ihre Unterstützung!

Falls weiteres Interesse oder Fragen bestehen, schreiben Sie/Du gerne an ugandadental@web.de. Gerne erzähle ich auch persönlich oder in Veranstaltungen von den Erlebnissen.

Euer Joshua Walther

Weitere Spenden für das Projekt sehr gerne auf

Spendenkonto: Humanitäre Hilfe für Uganda Verl e.V.
IBAN: DE40 4785 3520 0004 6735 21
Zweck: Zahnmedizin Uganda + Anschrift des Spenders

P.S.: Falls ein Spender noch keine Spendenbescheinigung erhalten hat, bitte mich über ugandadental@web.de kontaktieren und mir die Postadresse für die Spendenbescheinigung mitteilen